Die Wetterauer FDP hat am vergangenen Freitag ihren Neujahrsempfang in Echzell veranstaltet. Rund 100 Gäste waren der gemeinsamen Einladung von Kreisverband, Ortsverband Nord und Kreistagsfraktion in die Horlofftalhalle gefolgt, um den Worten von Stargast Alexander Graf Lambsdorff zu lauschen. Neben dem stellvertretenden Vorsitzenden der liberalen Bundestagsfraktion sprach mit dem heimischen FDP-Abgeordneten Dr. h. c. Jörg-Uwe Hahn auch der neugewählte Vizepräsident des hessischen Landtags. Kreisvorsitzender Jens Jacobi und Ortsvorsitzende Julia Raab begrüßten die erschienen Gäste und blickten in ihren Reden dem neuen entgegen und auf das vergangene Jahr zurück.
„2018 verlief für die Freien Demokraten in vielerlei Hinsicht erfolgreich“, konstatierte Lambsdorff. Der Redner verwies auf die Landtagswahl in Hessen, aus der eine gestärkte FDP-Fraktion hervorgegangen sei. Und auch im Bund stehe die Partei fest auf beiden Beinen: „Die Umfragewerte liegen stabil um 10%, weil wir eine solide inhaltliche Arbeit leisten. Die Bürger honorieren, dass die FDP ihre Prinzipien nicht gegen Dienstwagen eingetauscht hat“, so der ehemalige Europa-Parlamentarier weiter. Es sei rückblickend die richtige Entscheidung gewesen, am Ende der gescheiterten Sondierungsgespräche nicht in eine ambitionslose Regierung einzutreten. Trotz aller Kritik an der nun bestehenden Großen Koalition wünschte sich Lambsdorff, dass die SPD ihre zuletzt verlorene Stärke wiederfinde: „Die Sozialdemokraten müssen sich berappeln, damit der linke Rand nicht weiter wächst. Die Demokratie leidet, wenn die Extreme erstarken.“ Hauptthema des FDP-Außenpolitikers und ausgebildeten Diplomaten war jedoch die Europäische Union. Lambsdorff sprach sich im abzusehenden Notfall für eine Verlängerung der Brexit-Deadline aus – bis zur Europawahl am 26. Mai als Stichtag. „Die Lage im Vereinigten Königreich ist chaotisch. Aber auch wir in Deutschland sind auf einen ungeordneten Austritt der Briten nicht vorbereitet. Während man in Frankreich Notfallpläne für ein No-Deal-Szenario gemacht hat, tappt die Bundesregierung hilflos im Dunkeln.“ Die entsprechenden Ministerien könnten deutschen Unternehmen noch immer keine verlässlichen Auskünfte über die wirtschaftlichen Folgen eines harten Bruchs geben. Zum Ende seiner Rede rief der FDP-Bundestagsvize die Gäste dazu auf, bei der Wahl im Mai vom demokratischen Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Themen auf der europäischen Bühne beträfen auch die Bürger in der Wetterau, wie das Dieselverbot gezeigt habe.
Im Anschluss an Lambsdorff sprach FDP-Politiker Hahn, der sich auch zum neu konstituierten Landtag äußerte. Während man in der Sache heftig diskutieren müsse, seien die formalen Rechte aller Fraktionen zu respektieren. Der neugewählte Landtagsvizepräsident verteidigte zudem die Kompetenzen der deutschen Landesparlamente gegenüber dem Bund. Hart ins Gericht mit der hiesigen neuen und alten Koalition ging Jacobi: „Es geht Hessen nicht wegen, sondern trotz der Landesregierung gut.“ Den Verantwortlichen in Wiesbaden warf der FDP-Kreisvorsitzende vor, den Blick nicht auf die Zukunft zu richten: „Das Geld fließt in den Bestand, in die Erhaltung und ins Bewahren. Investitionen finden keine statt“, rechnete Jacobi ab. Die FDP sei in Bund, Land und Kreis die einzige Partei, die für liberale Themen stehe, wie auch einige kommunale Wahlen 2018 gezeigt hätten. Julia Raab, Ortsvorsitzende der FDP Wetterau Nord, warnte vor dem „Erstarken der Nationalisten in allen Parlamenten.“ Es sei die Aufgabe der Liberalen, freiheitliche Werte nach außen stark zu machen, statt alles nach innen klein zu regulieren. Wenn das geschehe, würden die Bürger auch wieder den Mehrwert der demokratischen Gemeinschaft erkennen.
Zum Ende des Neujahrsempfangs ehrten die Freien Demokraten Dr. Volker Hoffmann (Rosbach) für 40 und Günter Neubauer (Bad Nauheim) für 50 Jahre Mitgliedschaft. Nach persönlichen Reden verliehen Jacobi, Hahn und FDP-Kreisfraktionschef Heidt den langjährigen Liberalen ihre Orden.